Bäume speichern CO2
Um den Klimawandel abzumildern, muss die Menschheit den Ausstoß von Treibhausgasen, insbesondere von CO2, massiv verringern. Gelegentlich werden Maßnahmen diskutiert, die das produzierte CO2 mit technischen Mitteln binden, um es dann beispielsweise in tiefen Erdschichten zu lagern (z. B. in ehemaligen Gaslagerstätten) oder in der Tiefsee zu versenken. Ob und wann solche Techniken verfügbar sein werden, ist nicht abzusehen; noch weniger Klarheit besteht über damit verbundene Risiken (z. B. ein plötzlicher „Ausbruch“ der im Meer versenkten Gase).
Die einzig sicher funktionierende Bindung von CO2 erfolgt schon seit Millionen Jahren in einem natürlichen Prozess: die Speicherung von Kohlenstoff in organischer Masse.
Exkurs: Kohlenstoffspeicher und Klimawandel:
Auf diesem Prozess beruht bis in die jüngste Zeit unsere Energieversorgung: die sog. „fossilen Energieträger“ sind nichts anderes als solche organische Masse, die durch geologische Prozesse in Kohle, in Erdöl und Erdgas umgewandelt wurde. – Dass wir diese in Hunderttausenden bis Millionen Jahren angesammelten Kohlenstoffvorräte jetzt innerhalb weniger Jahrzehnte verfeuern, also den gespeicherten Kohlenstoff in Form riesiger CO2-Mengen freisetzen, ist Ursache des Treibhauseffektes und damit des Klimawandels.
Und besonders mächtige Kohlenstoffspeicher sind Bäume:
Um 1 kg Holz zu erzeugen, nimmt ein Baum gut 1,5 kg CO2 aus der Luft; außerdem benötigt er etwa 1 kg Wasser; etwa die Hälfte dieses Wassers gibt er – gefiltert! –wieder ab und produziert „nebenbei“ noch etwa 1 kg Sauerstoff.
Dieser Prozess dämpft vermutlich schon heute die Treibhauswirkung der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen. Man nimmt an, dass der höhere CO2-Gehalt der Luft zu stärkerem Pflanzenwachstum führt („CO2-Düngung“), so dass Wälder und vor allem das Plankton der Meere erhebliche CO2-Mengen aus der Luft herausnehmen. Man spricht dabei von „CO2-Senken“ (= Speicher, die CO2 aufnehmen und so den Gehalt in der Atmosphäre verringern).
Klimaschutz durch Aufforstung?
Die CO2-Senke Meer kann der Mensch kaum beeinflussen. Starken Einfluss nimmt er dagegen auf die CO2-Bindung von Landpflanzen, wobei hier – allein schon angesichts der großen Mengen – vor allem die Wälder von Interesse sind:
Dabei gelten Aufforstungen von tropischen Wäldern als besonders wirksam, da im feuchtwarmen innertropischen Klima Bäume sehr schnell wachsen. Deshalb erlaubt das Kyoto-Protokoll den Industrieländern sogar, einen Teil ihrer Kohlendioxid-Emissionen durch Aufforstungen in Entwicklungsländern zu mindern. Und seit einiger Zeit ermöglichen es Fluggesellschaften ihren klimabewussten Kunden, ihr Gewissen zu beruhigen, indem sie einen „Klimaaufschlag“ auf den Flugpreis bezahlen, mit dem dann Klimaschutzprojekte, wie z. B. Aufforstungen, finanziert werden.
Solche Maßnahmen sind allerdings umstritten – Umweltverbände und Wissenschaftler bestreiten, dass damit der Klimawandel nachhaltig bekämpft werden kann. - Gründe für diese Skepsis sind:
Bäume verbessern die persönliche Klimabilanz
Es ist zwar klimapolitischer Unfug, wenn wir Europäer meinen, unseren ungehemmten Klimagasausstoß durch Aufforstung in den Tropen kompensieren zu können. Oder wenn ein notorischer Vielflieger sein Gewissen damit beruhigt, dass er einen bescheidenen "Klimaaufschlag" auf seinen Flugpreis bezahlt.
Ganz anders ist die Situation für Menschen, die insgesamt möglichst klimabewusst leben. Menschen also, die in ihrem Alltag nur vergleichsweise wenig CO2-Emissionen verursachen und die zudem diese wenigen (unter unseren normalen Lebensumständen unvermeidlichen) Emissionen wenigstens teilweise ausgleichen möchten.
Diese Menschen könnten es tatsächlich schaffen, einen gewissen Teil ihrer Klimagasemissionen zu kompensieren. Wohlgemerkt: nur, wenn ihr persönlicher CO2-Ausstoß ganz erheblich unter dem Durchschnitt liegt (--> Modellrechnung).
Einen Baum pflanzen:
Natürlich wirkt sich ein Baum nur wenig auf die persönliche Klimabilanz aus - aber es ist immerhin ein kleiner Beitrag. Übrigens: Bäume dienen nicht nur
dem Klimaschutz, sie haben darüber hinaus noch viele andere Vorteile. Schon allein deshalb lohnt es sich immer, einen Baum zu pflanzen! (--> "Mein Freund, der Baum" ). Und schließlich: Jeder Baum ist ein dauerhafter Beitrag zum Klilmaschutz: einmal gepflanzt, nimmt er Jahr für Jahr zwischen 10 und 30 kg CO2 aus
der Atmosphäre … solange er nicht gefällt wird.
Bäume erhalten:
Vielleicht noch wichtiger als junge Bäume pflanzen: Alte Bäume erhalten! Schließlich haben diese Bäume über Jahre und Jahrzehnte CO2
aufgenommen. Zwei Tonnen und mehr können in einem großen alten Baum gebunden sein! Und die gehen nach einer Fällung wieder in die Luft – früher oder später, je nach Nutzung.
Langlebige Holzprodukte nutzen:
Natürlich kann man die CO2-Bindung auch im Holz noch verlängern: durch langfristige Nutzung dieses Holzes. Gebrauchsgegenstände aus Holz binden
nicht nur weiterhin den gespeicherten Kohlenstoff, sie sind meist auch mit weniger Energieaufwand produziert als Metall- oder Kunststoffprodukte – und auch daher per se klimafreundlicher. Das gilt
besonders für Bauholz, das ebenfalls eine ganze Reihe von Vorteile auf sich vereinigt: langfristige Kohlenstoffbindung, überhaupt Langlebigkeit (richtig verbautes Holz ist mindestens so dauerhaft wie
Beton!), geringer Energieaufwand bei Produktion und Verarbeitung, gute Dämmeigenschaften, Wohnbehaglichkeit …
Mit Holz heizen:
Selbst das Verbrennen von Holz kann noch klimafreundlich sein – allerdings nicht, wenn dieses Holz als Abfall verbrannt wird, sondern nur, wenn damit
fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle) ersetzt werden. Zwar wird beim Verbrennen der gebundene Kohlenstoff schlagartig als CO2 freigesetzt; es handelt sich dabei aber um einen
kurzfristigen Kohlenstoff-Kreislauf von einigen Jahren bis maximal wenigen Jahrhunderten Dauer: Es wird nur das CO2 freigesetzt, das die Bäume vorher aufgenommen haben, wogegen bei
fossilen Brennstoffen jahrmillionenalte Speicher aufgelöst werden.